Roman von Irmgard Keun
Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen in der Bearbeitung von Johannes-APul Kindler
Doris möchte hoch hinaus, weg aus ihrer kleinbürgerlichen Provinzwelt.
Dafür ist ihr jedes Mittel recht.
Im Berlin der frühen 1930er Jahre, einer Stadt im Aufbruch, nutzt sie diverse Männerbekanntschaften und einen gestohlenen Pelzmantel, um ihr Ziel zu erreichen: ein Glanz zu werden.
Ein szenischer humorvoll-ernster Monolog über Leben und Überleben und Liebe in der Inszenierug des Kleinen Theaters Rehme nach dem Roman von Irmgard Keun in der Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen in der Bearbeitung von Johannes-Paul Kindler und Mandy Fuchs. Ein Meilenstein der Literatur, erschienen 1932, 1933 durch die Nationalsozialisten verboten und verbrannt.
Besetzung: Mandy Fuchs als Doris, mit Thorsten Wolfersdorf sowie Björn Bockfeld als musikalischen Begleiter.
Regie: Johannes-Paul Kindler
Spieldauer ca. 70 Minuten.
Aus unserem Programmheft:
Politik
Wir schreiben das Jahr 1931. Die Zeiten sind furchtbar, keiner hat Geld, es herrscht ein unsittliches Fluidum.
Folge des Schwarzen Freitags 1929 waren weltweit Nachfragerückgang, Überproduktion, Entlassungen, Arbeitslosigkeit, dadurch wiederum Nachfragerückgang. Arbeitslosenversicherungen konnten die Flut an Arbeitslosen nicht auffangen und Rettungspläne scheiterten. Insolvenzen, Zwangsversteigerungen, besonders auch in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben, folgten. Die Menschen litten und hungerten, es herrschte Wohnungsnot aufgrund der unbezahlbaren Mieten.
Nach Zerbrechen der damaligen Großen Koalition und Auflösung des Reichstages mit Notverordnung fand am 14. September 1930 die bekannte Reichtagswahl statt:
82% Wahlbeteiligung, fatale Verluste für die SPD, zu dem Zeitpunkt noch immer stärkste Kraft, als zweitstärkste Partei die NSDAP, dritthäufigst gewählt die KPD.
Beide Alternativparteien waren gewählt von denen, die besonders zu leiden hatten, zerbrechende Mittelschicht und Jüngere, die um ihre Perspektive fürchteten.
Die SPD unter Brüning versuchte, das Land durch die wirtschaftliche Lage zu bringen. Dafür nahm er weitere Verschärfungen für die Bürger in Kauf, welche wiederum der Nationalistischen Arbeiterpartei Deutschlands zuliefen und sich im Laufe der Zeit immer offener antimarxistisch, antisemitisch und radikal zeigten.
Das kunstseidene Mädchen
Doris ist jung. Sie kommt ohnehin aus ärmlichen Verhältnissen und wünscht sich nichts mehr, als „ein Glanz“ zu werden. Da ihr Unterstützung und Erziehung vom Elternhaus fehlt, sucht sie diese in fremden Menschen und Männern, mit dem Ziel, ein wirkliches Zuhause zu finden.
Irmgard Keun schrieb ihr „Kunstseidenes Mädchen“ im zarten Alter von 24 Jahren und gab ein Abbild dieser Zeit, der direkter nicht sein kann. Doris ist mit ihrer manchmal kindischen Sichtweise ein Fremdkörper in einer Welt, die sie naiv und vorurteilslos betrachtet und sie immer härter werden lässt.
Die Autorin lässt autobiographische Aspekte in den Roman einfließen – Stenotypistin, Schauspielschule, sie kam aus Köln und landete wie Doris in Berlin. Dort galt sie unter den Autoren dieser Zeit als Wunderkind und sie machte sich jünger, um sich dem Alter ihrer Protagonistinnen anzupassen.
Ob sie das Schicksal der „geistigen Elite“, mit der sie verkehrte – Alfred Döblin, Kurt Tucholsky, Stefan Zweig, eine Beziehung mit Joseph Roth – vorhergesehen hat? Ihre Bücher, „Das Kunstseidene Mädchen“ war erst 1932 erschienen, standen 1933 auf der Liste der Bücherverbrennungen. Wie vielen Autoren und Autorinnen lag vor ihr eine Achterbahnfahrt durch Exil und politsche sowie persönliche Krisen. Erst in den 1970er Jahren wurden ihre Bücher wiederentdeckt, wiederaufgelegt und der Nachwelt überlassen.
(Mandy Fuchs
Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung
Kölner Stadt-Anzeiger: Die vielen Themen des „Kunstseidenen Mädchens“)
Besetzung
Regie – Johannes-Paul Kindler
Musik – Björn Bockfeld
Dramaturgie – Mandy Fuchs
Strichfassung – Johannes-Paul Kindler
Technik – Mike Botsch
Doris - Mandy Fuchs
Ihre Männer - Thorsten Wolfersdorf
Musiker – Björn Bockfeld
Hanne – Edith Behrendt
Bardame - Franziska Wiesental
Tänzerpaare:
Edith und Alfred Behrendt
Kinnie Morel und Bernd Schilling