Unspielbar – langatmig – genial
Die Geschichte ist einfach:
Das gesamte Dorf kommt in der Nacht zusammen, als im Hause Rull Zeter und Mordio geschrieen wird.
Alle Dorfbewohner bekommen mit, dass der Verlobte das Mädchen des Hauses des Fremdgehens beschuldigt. Um die Ehre des Hauses wieder rein zu waschen, zieht Mutter Rull vor Gericht und verklagt ihrerseits den jungen Mann, bei ihrer Tochter eingedrungen zu sein und dabei einen wertvollen Krug zerschlagen zu haben.
Der Dorfrichter Adam, die höchste Standesperson des Dorfes, wird ausgerechnet an diesem Tag vom Gerichtsrat inspiziert,
welcher auf Revision in allen kleinen Städten ist.
Diese höhere Instanz ist für die Tochter Eve das Geschenk der Befreiung.
Die Geschichte ist einfach:
Dorfrichter Adam führt sein Dorf mit strenger Hand.
Ausgerechnet am Gerichtstag hat er sich schwer verletzt und zu allem Übel kommt auch noch der Gerichtrat Walter aus der Stadt, ihn zu revidieren. Und die Sache, die da vor Gericht vorgetragen wird, kommt dem Dorfrichter sehr bekannt vor. Alle Kraft muss er aufbringen, die verschiedenen Parteien bei Laune zu halten.
Nach der Uraufführung in Weimar unter der Leitung von Goethe waren die Meinungen geteilt. Kleist hatte nun auf der einen Seite seinen Ruf weg, lange unspielbare Stücke zu schreiben. Andererseits hatte er es geschafft, tagesaktuelle Gesellschaftskritik in wunderbare Geschichten zu verpacken: Fahnenflucht und Besatzungen, Gründungsmythos, Amtsmissbrauch, Historienstolz und Gerechtigkeit,
wahre Liebe und wohin diese führen kann.
„Das kann man gar nicht alles spielen, das muss man ins Programmheft schreiben“. (Was ich hiermit tat, lieber J-P)
Unser großartiger Regisseur jedenfalls hat in seiner eigenen Strichfassung für Sie, liebes Publikum, eine kurzweilige wunderbare Textfassung zusammengestrichen, die für laue Sommerabende gedacht ist. Die anderen Texte finden Sie bei Kleist.
(Mandy Fuchs)